Tätä Tätä Tätä

Als geborener Westfale hat man mit machen Gegebenheiten und Brauchtümern, auch wenn sie historisch verwurzelt sind, so seine Schwierigkeiten. Dazu zählt etwa die Inthronisation des heiligen Karnevals, pünktlich jedes Jahr irgendwann im Februar oder März.

Zum Karneval gehört, ein Urgestein der deutschen Sendungslandschaft, Freitags abends die Fernsehvariante im ZDF mit dem Titel „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“.
Wie jedes Jahr werde ich mit Hilfe dieser 195 Minuten vorglühen, um dann Samstag, Sonntag und Montag in der richtigen inneren Verfassung zu sein. So der Plan.

Dieses Jahr läuft alles etwas anderes, schade eigentlich, weil das Programm dieser Qualitätssendung bereits im Vorab bekannt geworden ist. Die über drei Stunden, beginnend mit dem Fehrberliner Reitermarsch, werden sich ausschliesslich KT widmen, die Texte dazu stehen auf Facebook.

Das ist Satire live, von der Volksabstimmung pro bis zur Demo pro, Verschwörungsphantasien en masse und über 300.000 Personen gefällt das – was eigentlich? Mir auch – so gut habe ich, glaube ich, noch nie vor dem Karneval gelacht. Aber ich lache auch noch hinterher.

Tätä Tätä Tätä!!

Spannend und erschreckend finde ich die Vermischung der Attribute Andersartigkeit und Aristrokratie, wie sie hier angedeutet wird. Der Wunsch nach Leitfiguren in ihrer Andersartigkeit lässt viele Zeitgenossen derzeit in Rudeln auf die öffentlichen Plätze rennen und schreien. Dazu bauen sie Pappkronen, Marschmusik – ist in Bayern üblich, schmeissen Zeitmaschienen H.G. Wellschen Typs an und fegen 50 Jahre BRD hin und weg. Aber jetzt kommt die Gegenwehr. Für Samstag, 5.3. hat die Monarchohedonistische Front zur Demo aufgerufen. Hoffentlich gibt es im Beiprogramm eine ordentliche nicht aus Aristrokratenbesitz stammende Kühen hergestellte Currywurst.

Tätä Tätä Tätä!!

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen