Rock und Pop im Pott

Vielleicht hat es 1958 in ähnlicher Weise wie auf diesem Bild hier in Essen ausgesehen als Bill Haley and His Comets unter Begleitung von über 200 Polizisten in der Grugahalle spielten. Oder bei den Internationalen Essener Songtagen 1968. Wie auch immer. Die bestehende Ordnung galt als gefährdet. Bei solcher Musik. Und solchen Horden von Jugendlichen und Protestlern. Denn neue Musik galt immer schon als Keimzelle von etwas Anderem.

Nach Kohle und Stahl und Opel nun das nächste Großprojekt im Ruhrgebiet. Diesmal in Sachen Ausstellung und hier Musikkultur: „Rock und Pop im Pott“ (Ruhrmuseum Essen 5.5.2016 – 28.02.2017). Es ist die Überblicksausstellung, was das Ruhrgebiet an Musikkultur zu bieten hat. Und das ist wirklich einiges. Viel. Sehr viel. Wobei die zu zeigende Musikkultur aber erst zu definieren wäre: Künstler, Musikstile, Konzerte und ihre Devotionalien, Konzerthallen, Klubs, Instrumente, Hersteller, Technik, Protestkultur, etc. Die Ausstellung nimmt sich allem an, will eben Überblick sein. Doch das ist etwas viel von allem. Vom Tanzsaal – aufgebaut in einem der alten Kohlebunker der Kohlewäsche der Zeche Zollverein – bis zum Gong von Eroc, der bei den legendären Konzerten von Grobschnitt zum Einsatz kam. Natürlich der Rockpalast in der Essener Gruga. Herbert Grönemeyer und Tic Tac Toe und Punk. Und dann ein Raum mit Plattencovern an den Wänden – aber mit fast unendlicher  Erweiterungsmöglichkeit – denn gesucht und gezeigt werden sollen jeweils ein Cover von allen jemals existierenden Ruhrgebietsbands. Das ist ein starker Anspruch.

Aber vielleicht ahnen ja die Ausstellungsmacher, das dies alles zusammen nicht wirklich funktionieren kann, schliesslich heißt die Ausstellung nur „Rock und Pop im Pott“ und nicht etwa Musikkultur im Pott. Oder ähnliches. Was aber eher angemessen wäre – eine Beschränkung. Und Kai „Havaii“ Schlasse, Sänger von Extrabreit, meinte am Eröffnungsabend während seines Konzertes von der Bühne dann auch treffend zur Ausstellung: „Kann man so machen“.

Spannend aber in dieser Ausstellung ist das, was ich als eine Art Metadaten bezeichnen würde; das zufällige Mithören von Gesprächen anderer Ausstellungsbesucher und deren Erinnerungskultur in Sachen „Rock und Pop im Pott“. Und das betraf weniger die Geschichte der letzten 20 oder 30 Jahre sondern mehr Rock und Pop at its own. Erschreckend ist nur, das prozentual heute sehr viel mehr Sechzig- und Siebzigjährige Hörschäden haben als die Achtzigjährigen, wie ich gelesen habe. Ach was …

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