Der Begriff der „klammheimlichen Freude“ hat eine eigene Geschichte in Deutschland, nämlich in dem, was die tatsächliche Gefährdung betraf, überbewerteten deutschen Herbst 1977 und ist deswegen nicht frei von interpretatorischen Mißverständnissen.
Doch jenseits der individuellen Äußerung eines einzelnen wie im historischen Fall kann meines Erachtens auch ein Staat eine klammheimliche Freude empfinden, handelt es sich doch immer um einen sprachlichen Versuch mit einer Gefährdungssituation umzugehen.
Aus aktuellem Anlaß sollte man sich vor Augen führen und sich fragen ob man von klammheimlicher Freude nach den Ereignissen rund um das Ende der „Zwickauer Zelle“ sprechen kann oder ob das Wissen um den aufgedeckten Sumpf nicht eher alles andere überlagert und aus der klammheimlichen Freude des Staates nicht das klammheimliche Entsetzen der Bürger dieses Staates über den Staat wird. Ich tendiere zu letzterem.
Ein weiterer, zugegebenermaßen theoretischer, Gedanke zu dem Thema wäre der Umgang mit der Macht von Ratingagenturen. Gäbe es jetzt eine dpa-Meldung, die sinngemäß lautet: „S&P nach Autobombe von Demonstranten gestürmt und brennt“, müsste dann ein Staat, der, wie derzeit viele, nur in einem noch passivem Spielraum agiert (vgl. SZ: Der Markt und die Märkte), nicht eine klammheimliche Freunde über diese Ereignisse empfinden. Denn es handelt sich ja im weiteren Sinne um die Veränderung einer Gefährdungssituation, die, in ihrer ursprünglichen Gestalt, den Staat an sich in Frage stellt und in ihrer Bandbreite den Charakter von Terror nicht von rechts oder links, sondern (?), hat. Gibt es eigentlich V-Leute dort?
Und die klammheimliche Freude wäre dann, ganz wie im historischen Vorbild, nur ein befreiendes Merkmal … oder?