Moldova

Um in die Republik Moldau und in die Hauptstadt Chișinău zu gelangen, ruckelt man etwa zwölf Stunden in einem sowjetischen Schlafwagen der Eisenbahngesellschaft CFM von Bukarest durch die Nacht. Schwere Türen, verrammelte Fenster, Vorhänge aus gekrepptem Polyester, golden bestickt mit kyrillischen Logos, dazu ein Stehbistro mit Chișinău Blondă und als das ausverkauft ist, gibt es Baltika Bier. Und dann ist Chișinău richtig lustig und eine positive Überraschung, wenn man der Stadt und auch dem Land ohne Vorstellungen und Ansprüche begegnet. Sowjet-Architektur? Klar. Plattenbausiedlungen am Stadtrand? Sowieso. Und ein hitziger Markt im Stadtkern als eine Art Wirtschaftspumpe des kleinen und schönen Landes und neben Lebensmitteln, Blumen, quietschbunte Produkte made in China, Taiwan und Bangladesch und Unmengen von Wechselstuben. Alles kurze Wege. In die Jahre gekommene Trolleybusse und das nicht nur in Chișinău hängen mit ihren Stromabnehmern in der Oberleitung, als krallten sie sich an der Vorwendezeit fest. Hier, in der Republik Moldau, wo die Zeit ein wenig langsamer fließt, besteht kein Grund zur Eile. Wenn man die große Politik außen vor lässt. Im ganzen Land.

Guntram Walter: Moldova
100 Seiten, vierfarbig,
33 × 28 cm, gebunden, print-on-demand
ISBN 978-3-942974-41-7
edition dpe

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