14:15 Uhr, Sonntag

Wahrscheinlich liegen die Pressemitteilungen und sonstigen Verlautbarungen schon fertig in den Schubladen. Version 1, Version 2 und vielleicht auch ein „worst case“ – Szenario. Nach diversen Abstimmungsprozessen – und die Politiker der „Elefantenrunde“, auch die, die sich eingeklagt haben, üben schon vor dem Spiegel an ihrer besten Pose. Für nach der Tagesschau! Oder so!

„Ein großartiger Sieg für die Demokratie“, wechselseitig einzusetzen auch das Wort Europa. „Die Populisten haben es nicht geschafft“, wäre ein weiteres Versatzstück oder ganz anderes etwas mit symbolisch Asche auf das werte Politikerhaupt. Oder das der Partei. So weit, so gut, so langweilig und überflüssig, wenn das Wählervolk zum Stimmvieh seit langem degradiert worden ist, das ausschließlich ein „Allround-Dagegen“ oder eine abstrakte Philosophie wie „Freiheit“, „Sicherheit“ und „Wohlstand“ aus einer reinen Ich-Perspektive wählen soll. Was ich natürlich mache, ich Nimby.

Aber dem Narrativ des „Wir schaffen etwas Gutes für alle“ fehlt leider sein Gegenstück. Aus gutem Grund. Denn ein ausschliessliches emotionales nach vorne schauen kann schlechthin nicht mit einem vermeintlich reaktionären aber nachdenklichen und aufklärerischen Denken konkurrieren.

Dabei wäre dort „etwas mehr bürgerkritisches Misstrauen schon angebracht gegenüber allzu großem Glaubenseifer und einer geradezu zivilreligiösen Emphase. Politik ist nicht die Durchsetzung eines einzigen Zieles um jeden Preis. Die Selbstbehauptung westlicher Demokratie nach innen und außen wird nur gelingen, wenn wir über den mehrdimensionalen Gestaltungsauftrag in der Zeitenwende hart, aber pragmatisch streiten. (…) Dabei bitte den jeweilig Andersdenken nicht als Lump hinstellen. Das vergiftet nur die öffentliche Diskussion einer schon volatilen Gesellschaft“, schreibt treffend Udo Di Fabio in der „Zeit“. Oder bei Eva Menasse hieß das vor zwei Wochen: „Es kostet uns den Verstand“.

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