Gestern war Oper

Was passiert, wenn auf dem gewohnten täglichen Weg (zum Arbeitsplatz, zum Einkaufen, zum Bus, zur Straßenbahn) plötzlich Störungen auftauchen? Wenn die Umgebung von jetzt auf gleich durch Ereignisse erschüttert wird und die Routine Abstand nimmt.

Interessant ist dies, wenn dies auf Wegen passiert, die ungern gegangen werden, schnell abgehandelt werden aus Angst, Sorge, etc., sowie in diesem Fall die Unbahnhaltestelle der „Eichbaum“ der U18 zwischen Essen und Mülheim/Ruhr, entstanden in den visionären Phantasien der 70er Jahre.

Da stehen plötzlich künstlerisch über- und aneinandergestapelte Überseeecontainer an der Haltestelle, ein Teil des ungenutzen Bahnhofs ist mit Tribünen belegt und veranstaltungstechnisch verkabelt. Initiiert hat dies das Berliner Architekturbüro Raumlabor. Seit über zwei Jahren wurde an der Idee getüftelt und namhafte weitere Unterstützer und künstlerischer Förderer wie das Schauspielhaus Essen, MiR Gelsenkirchen und der Ringlokschuppen Mülheim mit ins Boot geholt.

Anwohner und Nutzer der Haltestelle wurden bereits im Vorfeld in den Opernprozeß miteingebunden an dessen Ende eine dreiteiliges Sing- und Spielstück steht, das in der Straßenbahn am Hirschlandplatz seinen Anfang nahm und am Eichbaum mit den passenden Bezeichnung „15 Minuten Gedränge“ für den letzten Satz endete.

Auch während der Aufführung geht das Leben der anderen weiter; sie ziehen mit Kinderwagen und Hund um den Aufführungsort, oder stehen mit Getränken am Rand staunend, ungläubig, fassungslos.

Hochkultur begegnet Unort – die Eichbaumoper hatte gestern in Mülheim Premiere.

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