Falscher Applaus

Jenseits des Hackerangriffs auf Google und dem Beipflichten von etlichen Kommentatoren zur Reaktion des Konzern bzw. der Drohung China zu verlassen, stellen sich aber ganz andere Fragen.

Das in diesem Land die abendländische Politik machtlos ist, dürften schon alle gemerkt haben. Denn in vielen Krisengebieten der Welt ziehen die wirtschaftlichen Druckmittel des Westens nicht mehr, weil es Geld aus China ohne die Bürde menschenrechtlicher Auflagen gibt. Hier gelten schon seit längerem ganz andere Gesetze.

Und deswegen wird applaudiert. Endlich zeigt es denen mal jemand. Da verteidigt jemand mit seinem Widerstand die Werte des Westens. Da genau liegt das Problem. Da der Applaus nicht nur den Akt des Widerstandes beschreibt, sondern auch etwas über ein Geschichts- und Weltbild aussagt.

Aber in China ist Google im eigentlichen Sinne kein Verfechter der Werte des Westens, der Ausverkauf fand schon 2006 beim Start seiner Suchmaschine 2006 statt, sondern das vermeintliche Werteverständnis geht in einen andere Richtung. Die Frage nach Menschenrechten, nach Freiheit, Offenheit, Demokratie ist in diesem Fall keine ethische Frage mehr, wie sie die abendländische Philosophiegeschichte herausgearbeitet hat, sondern nur noch eine wirtschaftliche, wenn sie ein Geschäftsmodell bedroht. Und das ist ziemlich erschreckend.

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