Über das Kaffeekränzchen

Ich weiss nicht, wann ich den Streifen zum letztenmal gesehen habe, in meiner Erinnerung sind es Frauen, die sich zum Kaffeekränzchen (welch ein Wort) treffen und plaudern. Und aus einer großen weißen Kanne wird ein braunes Getränk in die ebenso weißen Tassen geschüttet.

Ein furchtbare Szene in Ihrer Biederheit, die ein Röstprodukt eines Kaffeehandelunternehmens bewirbt. Ich erinnerte mich heute morgen an sie, als ich einen Artikel mit dem Titel „Tischleindeckdich“ (nicht über das Märchen und nicht über Shops für Tischdekoration) las in dem es wieder mal um die Öffentlichkeit erreichenden, aber permanent vorhandenen, Lebensmittelskandal ging. Als ich näher drüber über diese Szene nachdachte war ich aber auch ein bißchen fasziniert über die Langsamkeit der Bilder, die ich aber aus aktuellen Anlaß ungeheuer aktuell finde, vermitteln sie doch den Wert des Innehaltens, des Plauderns und Geniesens eines Produktes.

Und ein anderes Beispiel aus der Genußszene mit gleicher Tendenz: George Clooney mit Nespresso. Und jetzt stelle man sich das mal als „to go“ vor: UNDENKBAR!!

To go ist aber unser tägliches Brot. Ich las: „Früher träumte man von Reisbergen – heute heißt das Schlaraffenland Lidl oder Aldi“ und man „sollte der gemeinsamen Mahlzeit wieder mehr Zeit und Raum geben. Eine Mittagspause, an der man am Computer herumhackt und nebenbei etwas hineinschlingt, ist keine Pause.“ (SZ, 11.1.2011) Aber genau wie wir sind die Lebensmittel – zeit- und geschmacklos. Da kann Werbung sogar heilsam sein.

So – jetzt einen Indriya from India mit Kakao- und Gewürznoten und einem Bouquet von Klee, Pfeffer und Muskatnuss …

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