Der DANKE-Kleber

Hallo, mir geht es gut, so kurz vor meiner Arbeit, Ich bin froh, das ich diesen Job bekommen habe
Ich bin ein DANKE-Kleber. Mit temporärem Vertrag, dazu ein wenig prekär. Am 25. Mai, also übermorgen, abends nach Einbruch der Dunkelheit geht es los. Das wird eine Nacht. Ich bin für drei Stadtteile zuständig. Für das Kleben von Wörtern. Eines einzelnen Wortes. DANKE. Auf Plakate, Schriftzüge, Gesichter, Köpfe – auf alles, was der traurigen temporären Erquickung des Stadtbildes in Bezug auf die Europa- und Kommunalwahl gedient hat. Man gewöhnt sich nicht dran. DANKE, das sie gewählt haben. DANKE.

Wie immer nach einer Wahl hat natürlich jeder gewonnen, deswegen bin ich. Das war schon so eine Sache, die Bewerbung bei den Parteien, das war eine Auslese. Und jetzt schon schlage ich mich im Vorfeld mit den Excel-Listen der Parteiwerbungsstandorte rum, die ich miteinander abgleichen muß, ich will nicht Wege doppelt gehen müssen und muß alle erwischen. Und möglicherweise wird DANKE noch kontrolliert. Gut, das keiner bei den Parteien sich erkundigt hat, ob ich auch noch für einen anderen Verein arbeite.

Sie fragen, ob ich wählen werde? Nein! Ich werde mich am 25. den ganzen Tag über ausruhen und nicht vor die Tür gehen. Kräfte schöpfen. Und jenseits dieser eigenwilligen und geldbringenden Tätigkeit bin ich aber auch ein bißchen Staatsbürger, der sehen und denken kann. Und der sagt: Danke, das ich nun von der Dummheit der Wahlplakate fast erlöst worden bin. Nur noch bis übermorgen. Das sage ich natürlich nicht laut. Denn ich klebe DANKE für meine Auftraggeber. DANKE, das Ihr mich gewählt habt.

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