Im Schrebergarten

Es lebt sich gut im Schrebergarten Bayern, wo die Welt noch in Ordnung ist; zumindestens geht morgens die Sonne auf und zwischen diesem Zeitpunkt und dem des Sonnenuntergangs gibt es kein weiteres Ereignis, für man seine Augen und Ohren spitzen oder Angst haben müsste. Also alles übersichtlich. Ach ja – und in diese Idylle passt natürlich gut auch eine Marke wie die der Bergbauernmilch, die Heimatliebe und Naturverbundenheit marketingmässig perfekt verbindet. Super.

Alles gut und – war es auch und wird auch so bleiben. Wenn dem wirklich so ist, warum schreit es ständig von diesem Südzipfel der Republik. Jawohl, Horst, Du bist gemeint. Warum, warum nur? Da kommt einem gerade unweigerlich das Bild einer Zauneidechse in den Kopf, die im Gefahrenfall den angegriffenen entfernten Körperteil einfach abwerfen kann. Könnte und müsste man auch so mit dem Schrebergarten machen. Jawohl!!! Was will ich mit dieser statischen Idylle, scheiß drauf, wenn in diesem unserem Lande ein riesiger Reformstau in fast allen Lebensbereichen herrscht – auch eine schwarze Null ist Stillstand. Also plattmachen den Zipfel, asphaltieren, neubauen – das heißt investieren in eine andere Zukunft, als dort gewünscht. Denn dieses Geschrei ist ein Fakeprodukt wie die Bergbauernmilch. Die ist wenigstens noch für irgendetwas brauchbar. Für meinen Calciumspiegel etwa und ein gutes Gefühl.

Auf den Internetseiten der Stadt Wetter (Ruhr) heißt es prosaisch mit den Worten der US-amerikanische Schriftstellerin ungarischer Herkunft Edna Ferber: „Weihnachten ist keine Jahreszeit, es ist ein Gefühl“. Das jetzt ist zuckersüß und klebrig und gefühlvoll. Gleichzeitig sucht diese Stadt wie auch Herne im Ruhrgebiet gleichzeitig – schön geordnet nach § 12 VOL/A bzw. nach § 15 VOL/A-EG – einen Sicherheitsdienst für Flüchtlingsunterkünfte. Heißt billigst. Auch das ist Schrebergarten!

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