Poesie

Das Verschwinden der Poesie und die Wiederkehr des Reellen – so ist es nach jeder Wahl. Es ist entschieden. Irgendwie. Manches war schreiend komisch. Die Plakate werden dann eingemottet, es wird wieder still. Schreiend still. Es könnte in dieser Zeit ein gefährlicher Satz sein, der nämlich, den ich im Buch „Hagard“ von Lukas Bärfuss finde. Und wie so immer bei großen Sätzen geht es um Liebe und Wahrheit:
„Wer nur küsst, nachdem er dazu aufgefordert wurde, und wer nur geküsst wird, nachdem er sein Einverständnis gegeben hat, der wird niemals küssen und niemals geküsst werden. Wer etwas von der Welt erfahren will, einen Zugang zu den verborgenen Geheimnissen gewinnen, der muss durch die Tür gehen, unaufgefordert, er kann nicht warten, bis er die Erlaubnis erhält. Keine Geschichte, schon gar keine Liebesgeschichte kommt ohne Übertretung aus.“

Was aber ist Liebe? Und Wahrheit? Und das „System für Soziale Vertrauenswürdigkeit“, eine Überwachungs- und Bewertungsgesellschaft wie sie in China geplant ist, ist eine ohne Übertretung. Und es scheint sehr fern. Noch. Dabei haben wir es längst in Ansätzen im Kopf. Klickraten und Optimierung, die Süßigkeiten des Kostenlosen, usw. Der Weg aus aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit (Kant) wird gerade in umgekehrter Weise begangen. Mit der Beschleunigung als Exponentialfunktion. „‚Teilen Sie sich Ihre Zeit ein, sonst tut das Ihr Handy für Sie‘, warnte der Computerwissenschaftler Tristan Harris auf der diesjährigen Ted Conference. ‚Wenn Sie glauben, Sie hätten die sozialen Medien im Griff, vergessen Sie nicht, dass auf der anderen Seite Hunderte hervorragend ausgebildete Ingenieure sitzen, die sich mit nichts anderem beschäftigen, als Ihre Zeit im Sinne ihrer Auftraggeber zu gestalten.'“ Das schrieb die SZ hier.

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