Angst

Heute morgen spülte die übliche Durchsicht der Socialmedia-Kanäle die weltbewegende Nachricht zu Tage, das XXX einen negativen Coronatest hat. Dafür gab es von mir kein „Gefällt Mir“ und es wird in Zukunft auch nicht keines geben, denn die Aussage ist nur bedingt aussagekräftig und zutiefst hedonistisch und und unterliegt zudem neoliberialitischen Gesichtspunkten bezüglich Machbarkeit und Beherrschbarkeit von Dingen. Das Zustimmungsheißen kommt noch oben drauf. Eben darum geht es; das Dinge, respektive das Leben, nicht konditional lösbar sind, das es Leerstellen gibt, die Heidegger als „Heimatlosigkeit“ bezeichnet hat. Diesem Thema, bzw. dem übergeordneten Thema Angst widmete sich das philosophische Radio am Freitagabend in WDR 5 unter dem Thema „Wie gehen Sie mit der Angst um?“

Und Angst in einer unglaublichen Verkleidung begegnet einem immer wieder; eine Angst vor der buchstabengetreuen Auslegung der Ordnungs- und Gesundheitsämter von den sich immer wieder verändernden „Not“-Verordnungen. Das hält aber keiner auf die Dauer aus. In dieser Woche erst wunderte ich mich in einer großen Kulturinstitution, das in den Sanitärräumen – die ohnehin nur mit zwei Leuten betreten werden dürfen – zwei der fünf Pissoirs gesperrt sind. Und natürlich handelt sich bei regelmäßiger Zählung von 1 beginnend um die Nummern 2 und 4. Also Pinkeln mit Abstand … und ich wusste bisher nicht, das man sich beim Pinkeln gegenseitig in die Augen guckt. Ich mache das jedenfalls nicht. Soll ich jetzt lachen oder weinen über soviel vorauseilenden Gehorsam?

Wenn Absurdität zur Normalität wird und alle dieses Spiel mitmachen und schweigen, wird es gefährlich. Dann sollte man vielleicht doch überlegen, ob man zum nächsten Termin nicht nach Berlin fahren sollte. Oder Julia Zeh lesen. In dem  Zukunftsroman „Corpus Delicti“ findet sich der folgende Satz: „Ich entziehe einer Politik das Vertrauen, die ihre Popularität allein auf das Versprechen eines risikofreien Lebens stützt.“

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