Tschüss Ruhrtriennale!

Gerade flatterte mir die Mitteilung ins Postfach, das das Programm der Ruhrtriennale 2021 veröffentlicht worden ist und das die Theaterregisseurin Barbara Frey gemeinsam mit ihrem Team gegenwärtige Bruchlinien, verunsicherte historische Konstruktionen von Identität, kollektive und individuelle Erinnerungsprozesse und das komplexe Verhältnis des Menschen zur Natur befragt. Das ist wunderschön akademisch und kunstinteressiert formuliert und tut keinem wirklich weh. Um aber gegenwärtige Bruchlinien in Gesellschaft und Staat zu vermessen, braucht es keines hochdekoratiertem Festivals – es sei denn, die Honoratioren möchten sich mit etwas schmücken, es ist auch Wahljahr – sondern es reicht, einfach einen Blick in die Rubrik Coronainformationen zu werfen.

Die Rahmenbedingungen für die Planung der Ruhrtriennale 2021 verändern sich aufgrund der andauernden Corona-Pandemie stetig. Um dieser Situation zu begegnen, planen wir das Festival mit umfassenden Schutzmaßnahmen und in verschiedenen Varianten. (…)

Ich wundere mich, das Kulturinitiativen so etwas mit sich machen lassen. Gerade im Kulturbereich ist Planungssicherung und Weitblick das A&O, nicht aber kurzfristiges und -sichtiges Agieren aufgrund von (vielleicht neuen) Verordnungen von Gesundheitämtern, etc.

Der Zutritt zu allen Spielorten der Ruhrtriennale ist nur mit medizinischer Maske oder FFP2-Maske erlaubt. Die Maskenpflicht gilt auch am Sitzplatz. Bitte achten Sie darauf, dass die Maske immer über Mund und Nase getragen wird.

Das ist einfach nur herrlich zu lesen. Da sitzt dann ein Heer von gewissermassen emotional agierenden Zombies  – ohne sichtbare Gesichtswahrnehmungen aber mit beschlagenen Brillen, kurzatmig. – auf weit verzweigten Stuhlreihen in noch grösseren Industriehallen … Und erst dann beim Applaudieren, hoffentlich, entsteht daraus ein wirklich spannendes und abstraktes Bild, das ich unbedingt fotografieren möchte. Und hoffentlich denken bitte die Regisseure bei Ihren Inzenierungen auch an den kunstvollen Gebrauch von Trockeneis und künstlichem Nebel. Achtung Hustenreiz! Ist mit Maske irgendwie schwierig. Oder wird bereits der Situation angemessen inzeniert. Dann hat uns der/die/das/divers Virus jetzt voll im Griff.

Diese Kulturform und -ausübung ist für mich im Moment jedenfalls mausetot!! Warum schweigt diese Kultur nicht einfach? Warum tut sie sich so etwas an? Fürchtet sie um ihr Überleben? Und um das Aufdecken ihrer (Bruch)Linien zu den Herrschenden?

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