Postindustrielle Brachen, lieb- und leblose Einkaufszonen, missratene Kulturzentren, betongraue Straßenzüge quer durch gewachsene Stadtviertel – auch wenn das Ruhrgebiet kurz davor steht, als Europas Kulturhauptstadt zu glänzen, existieren doch immer noch zahllose Standorte, die das Etikett „städtebauliche Problemzone“ mehr als verdient haben. Viele dieser verkorksten Revierplätze stellen die Erblast der Montanindustrie dar, nicht wenige aber sind auch in den letzten Jahren hinzugekommen. Um diese urbanen Wüsten zu beleben, setzen fast alle größeren Ruhrgebietsstädte auf die Ansiedlung von Designern. Etwa auf dem Gelände der Essener Zeche Zollverein, wo eine Art Kreativdorf entstehen soll, offenbar aber nicht recht in Gang kommt. In Hagen etwa versucht man dagegen, aus der Not eine Tugend zu machen und eine an Hässlichkeit nicht zu überbietende Stadtautobahn in den Stand eines Kunstwerks zu heben. Stadtplaner und Anwohner, Investoren und Bürgermeister, Architekten und Kioskbesitzer stellen sich die bange Frage, ob die hochsubventionierten Kulturhauptstadt-Events Fehlplanungen befördern oder eine auch nach 2010 noch spürbare Langzeitwirkung entfalten werden und womöglich einigen Stadtquartieren nachhaltig einen Funken Leben einhauchen können.
Verkorkste Orte im Revier –
Ein Rundgang im Vorfeld der Kulturhauptstadt Ruhr 2010
Ein Hörstück von Ulrich Land
Dienstag, 30. 6. 2009, 19.15 bis 2o.oo Uhr
Deutschlandfunk
Ulrich Land, geboren 1956 in Köln, schreibt Lyrik, Prosa, Essays und hat bislang rund hundert Hörspiele und Radiofeatures für verschiedene ARD-Sender verfasst. Außerdem ist er Herausgeber mehrerer Bücher und lehrt u. a. an der Universität Witten/Herdecke „creative writing“. Seine Radiostücke wurden mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem „Kölner Medienpreis“ und als „Hörspiel des Monats“. 2008 erschien sein Debütroman „Der Letzte macht das Licht aus“. Er lebt und schreibt in Hattingen/Ruhr.