So, jetzt ist die jährliche Entschleunigung fast geschafft. Das Besuchsprogramm inklusive Verköstigung und Diätplan steht. Es geht nur noch Kleinigkeiten. Das aber hat Konfliktstoff denn die Anspruchsgesellschaft hat längst ihre semantische Vielfalt verloren. Jetzt ist das Kleine wichtig und das Grosse genauso wichtig. Das reibt sich. Unvorgesehene Systemstörungen werden da zu einem gesellschaftlichen Problem via Twitter: „ich habe das Paket schon vor einer Woche abgeschickt, es ist immer noch nicht da. Scheiss DHL.“
Bei gestrigen Bürordnungsarbeiten fiel mir ein alter Zeitungsartikel aus der Wochenzeitung „Die Zeit“ von 1993 über Weihnachten in die Hände mit dem wunderbaren Titel: Weihnachten: Ein Drama in vier Akten“.
Schneller mit dem Drama gehts wie folgt: Als ich noch auf der auf der anderen Seite, nämlich der der Kassen- und Thekendienstleister stand, hatte ich Heiligabend mal frei. Ich fuhr in die Stadt und habe mir den Trubel sozusagen von außen angeschaut. In Zusammenhang entstand innerhalb von Sekunden der folgende Text, den ich, wenn das neue JMStV verabschiedet worden wäre, sicherlich mit 18+ oder ähnlichem hätte kennzeichnen müssen.
Festbeleuchtung
Der Tod lauerte im Wohnzimmer
als zu vorgerückter Stunde
der Baum entzündet werden sollte
den ich übergossen hatte mit Benzin
ich sagte noch zu ihnen
„schön ruhig halten
damit das Bild für den Fotografen etwas wird
morgen seid ihr in der Zeitung“
sie lächelten, bis die Festbeleuchtung
auch auf sie übergriff
©1992 Guntram Walter