Apocalypse now – daheim

Im vergangenen Herbst lief in den Kinos der Film „Die kommenden Tage“ im dem es um die Entwicklung und den Zerfall einer Familie nach dem Jahre 2030 geht. Das hiess Flucht in die Individualität und Familie, nackte Existenzsicherung auf der einen und Kampf, Revolution, Gewalt auf der anderen Seite. Im Film schien es nur diese beiden Möglichkeiten zu geben.

Am kommenden Dienstag ist nun ein weiterer Film in der Gattung Dystopie zu sehen, diesmal im Fernsehen und das zur besten Zeit im Zweiten und heisst „2030 – Aufstand der Jungen“. Bewerkenswert ist hier der Sendeort und Sendeplatz, und das zeigt, das es bei dieser Verfilmung nicht um Effekthaschwerei und Quoten und Werbeeinnahmen wie bei den Privaten geht.

Dafür ist das Thema eigentlich viel zu ernst, weil die Verteilungskämpfe, die hier wie dort beschrieben werden, längst begonnen haben, zwar auf niedrigen Niveau, aber dennoch. Dazu schreiben die Ruhrbarone hier, das es kein Antiamerikanismus zu sagen ist, wenn „viele US-Amerikaner von ihren Abstiegsängsten in diesen Irrsinn getrieben werden“. Okay, Amerika lässt sich einwenden, ein Haufen Spinner, der weit weg ist. Das ist aber nur zum Teil richtig, aber das Phänomen gibt es in Deutschland auch und wurde am Wochende treffend mit dem „Männerbund des Thilo Sarrazin“ beschrieben, der sich für Volks- und Bauerntheater interessiert, ansonsten aber gerne zu Hause bleibt und die FAZ liest. – Ein Verteilungskampf der ganz anderen Sorte ist der Entwurf des Bundesinnenmisteriums, das der Erörterungstermin im Planfeststellungsverfahren demnächst fakultativ sein soll. Ade Mitsprache, aber immerhin darf man noch Protest spielen, dann funktioniert die Demokratie noch, glaubt man.

Oder sind filmische Dystopien einfach derzeit nur modern? Nach Abenteuer in fernen Sternensystemen, dann in der Bladerunnergesellschaft kommt nun eine neues Sujet. Die Zukunft war immer schon Thema, jetzt rückt diese näher an uns ran und lässt sich nicht intellektuell abstrahieren. Nein, diese Filme sind nah dran an der Wirklichkeit, an der man sich wieder an offenen Feuern wärmen muß und zuvor glaubte, dieser Zustand sei überwunden. Und genau aus diesem Grund halte ich die zuvor genannten Filme wichtig, das sie Phantasie ermöglichen und beleben entgegen der Statistiken; Dinge und Lebensweisen jetzt in Frage zu stellen. Der Finger auf die Anderen ist Stillstand.

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