In den Köpfen fängt es an, die „nostalogischen Ferien vom gesunden Essen“ (SZ) – endlich mal etwas anders; Gurken, Tomaten, Sprossen = ungesund, krankmachend, verdorben. Diese Reihe, Stand 07.06.2011, wird natürlich fortgesetzt.
Und als Alternative bleibt nur die industrielle Variante, derzeit nur wenig geschätzt in den frische- und gesundliebenden Mittelschichten, aber billig und gut. Nicht ohne Grund werben Discounter mit dieser Artikelkombination. Jetzt kommt die Konservierung und die Dose wieder und das Essen lässt sich viel länger im Voraus planen. Denn der hektische Gang an einem Feiertagsvortag zum Frischehändler (Petersilie, Schnittlauch, Kerbel, Thymian und dergleichen) entfällt, was zudem mit einer optischen Vereinfachung der Muster auf der Speiseoberfläche einhergeht. Nun ja, wir leiden unter der Überfülle von Informationen und Muster. Da wird jedes gekochte Essen jetzt zu einem ästhetischen Ruhepunkt.
Und außerdem wird aus dem Kochen und im Mitmachfernsehen alsbald das Grünzeug verschwinden. Wofür es auf den Brettern der Kochwerker gelegen hat, weiss man sowieso nicht, weil die statistischen Zuschauer statistisch gar nicht über die finanziellen Mittel zum Erwerb und der Verarbeitung dieser Waren verfügen.
Also geschieht Demokratie, Gleichhheit kehrt ein, gleiches Essen für jedermann, und gleiche Worte, Suppenküche etwa, auch wenn man sich zur Entdeckung neuer Begriffe aufmachen muß. Denn das Gekochte ist immer konserviert, ähnlich das Eingedoste, wie schön doch der Begriff Dauerbrot klingt, und die Fischkonserve. Sie stand mitten dem Tisch im Speisesaal, wie mir schien stolz für eine Gruppe in einer Jugendherberge geöffnet und bildete den ästhetischen und geschmacklicken Höhepunkt einer Abendmahlzeit. Das ist Jahre her – aber jetzt wieder aktuell.