Ein alter ironischer Aufkleber lautete „Ich bin gegen alles„. Ein stilisierter Strauß steckte den Kopf in den Sand, das ganze war in wirklich hässlichen Gelb- und Blautönen gehalten, und in grüner Schrift drumherum war zu lesen: Klimaanlagen, Regierung, Autobahnen, Backöfen, Eis am Stiel, kurze Haare, Kernkraftwerke, Waschmaschinen und Kirchenglocken.
Das ist heute total out. Denn „ich liebe Dinge, die schön sind und schön machen und darüber schreibe ich“ heisst es in einem Modeblog, der aussieht wie ein ungeordneter Warenhauskatalog mit Ich-Anstrich, mit dem Unterschied, das hier immer die erste Person Singular die Rolle des Sprechers und nicht ein unternehmerisches Wir im Sinn von „unser Haus“ einnimmt. Aber gibt es da wirklich noch Unterschiede? Denn mein Freund, der mich mit solchen Tipps beglückt, ist doch im Akt des Schreibens und Ausprobierens längst in eine andere Rolle geschlüpft. Das ist insofern einfacher, wenn ich mir (sic!) vorstelle, das die Lobeshymmen auch Produktüberlassungen nach sich tragen könnten. Im übrigen ist das doch nichts anderes und langweiligeres als die gesponserten Links auf Facebook.
Das Erschlaffen des gesellschaftlichen Protestes zugunsten eines Hedonismus – und daneben ist Manufactum noch Kultur – trägt hier sehr eigenwillige Blüten und um auf den Anfang dieser Zeilen zurückzukommen; sollte der oben beschrieben Aufkleber nicht schon der Vorbote dieser neuen hedonistischen Zeit sein, die heute in Blogs scheinbar individulisiert Mode etc. beschreibt. Nein, denn soweit geht diese Ironie nicht. Außerdem hasse ich das Wort Verschwörungstheorie.