Der Imbeerator ist da! Ich fand diese Wortneuschöpfung auf einer Plakatwand auf der um sofortigen und gesunden Fruchtgenuß geht; natürlich marketingmäßig verbunden mit guten politisch-korrekten Kaufgewissen. Imbeerator, mmmh dieses „-ator“-Wort hat einen eigenwilligen schönen Klang. Und ich bin in diesem Fall sehr schnell bei anderem Wort; nämlich dem Orgon-Akkumulator des Psychiater, Psychoanalytiker, Sexualforscher und Soziologen Wilhelm Reich, einem anderen Glücklichmacher, für den man im Netz immer noch zahlreiche Bauanleitungen findet. Also beide Wörter und was da dran hängt – wahrliche Glücksbringer für innen und außen sozusagen, und Weltverbesserer, Wahrheitsfinder genau wie ein drittes – lautmalerisch und inhaltlich verwandtes – der Imperator.
In diesem Zusamenhang sei auf einem Text der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ verwiesen, auch wenn dies der Innenminister dieses unseres Landes mit den Worten „Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern“ negiert.
„[…] Denn wir wollen alle sehend werden. Und jener geheime Schmerz macht uns erst für die Erfahrung empfindlich und insbesondere für die der Wahrheit. Wir sagen sehr einfach und richtig, wenn wir in diesen Zustand kommen, den hellen, wehen, in dem der Schmerz fruchtbar wird: Mir sind die Augen aufgegangen. Wir sagen das nicht, weil wir eine Sache oder einen Vorfall äußerlich wahrgenommen haben, sondern weil wir begreifen, was wir doch nicht sehen können. Und das sollte die Kunst zuwege bringen: dass uns, in diesem Sinne, die Augen aufgehen.“ (I. Bachmann, Werke, IV, S. 276)
Tja, das mit dem Sehen und dem Sehen lernen ist es so eine Sache. Und mit der Wahrheit und ihrer Qualität natürlich auch, aber es gibt kleine gute Ansätze. Der Berufsdiplomat Carne Ross etwa, der mit den Worten „Ich habe da mitgemacht“ zuerst seine Karriere überdenkt und dann beendet. Oder ins Kleinere transponiert, findet sich die Botschaft an einem Stromkasten – das Foto mit der Botschaft habe ich auf einer Internetseite gefunden – „Leben ist keine Verpflichtung, sondern eine Gelegenheit“ – jawohl und ich möchte noch ergänzen – etwas zu tun!! Aber diese Freiheit kann auch sehr schnell wieder zur Unfreiheit werden wenn sie sich in Authentizitätsfanatismus – siehe oben – verliert.