Mal wieder im Kino: Ich bin Teil dieses großartig, ironischen Films von Julian Radlmeier, in dem eine Apfelplantage Keimzelle der kommunistischen Gesellschaft wird. Zumindestens theoretisch. Das heißt, man redet in einem fort über die gesellschaftlichen Mißstände, die es zu verändern gilt. Formuliert abstrake Utopien. Kunstprojekte. Aber zwischen Denken, Reden und Handeln klafft ein großes Loch. Eine wunderschöne Szene; der Kommunist in der Erntehelfergruppe, der mit traditionellem Kinnbart auch alle äußeren Klischees erfüllt, schert sich den Teufel um eine demokratisch gefällte Entscheidung, die das Fenster im Schlafsaal offen lässt. Peng, aus und vorbei. So geht das wunderschön ironisch im ganzen Film. Der Ideologe ist sich immer der nächste. Denn man beklaut sich, nimmt die Äpfel aus den Erntetaschen des Anderen, wenn dieser ein Nickerchen macht. Und wirft mit Beleidigungen um sich. „Du bist ein ziemliches Arschloch für einen komunistischen Filmemacher“, sagt die Kanadierin Camille zu Julian, der aus Geldnot und vom Arbeitsamt geschickt, sich hier auch in der Apfelproduktion verdingt. Wie aber muss man als Revolutionär überhaupt sein? Sicher nicht so wie Julian, der in Bezug auf Camille die Verklemmtheit in Person ist, und mit als einziger mit dem Rollkoffer als Insigne des Stadtbewohners an- und abreist. Aber man darf sicherlich auf einen Additionsfehler an der Kinokasse (bei Karte und Getränk) hinweisen, der um einen Euro zu Ungunsten des Kinobesuchers ausfällt. Oder handelt es sich hier vielleicht um eine verdeckte Spende für einen guten Zweck – im Sinne des Films, die an anderer Stelle noch im Kollektiv zu erörtern wäre. Ich wäre dann gerne dabei und würde vielleicht auch „lass den Marx mal im Bücherrregal“ rufen. Und direkt neben dem Kino Metropol an der Brunnenstraße befindet sich ein kleines Kunstprojekt an dessen Schaufensterscheibe der Schriftzug zu lesen ist: „Du wirst genau das erreichen, woran keiner glaubt“. Dieser Satz könnte auch Teil dieses großartigen Films sein.