An vergangenen Sonntag (28.01.2019) hatte ich die Gelegenheit einen soliden Einblick in die Poetik der DB-Sprache zu bekommen. Ich habe mich immer schon gefragt was die voluminöse Formulierung „Verzögerung im Betriebdablauf“ wohl bedeutet. Nun, seitdem weiß ich, sie bedeutet auch ein sich „Verfahren“ durch offenbar falsch gestellte Weichen. So geschehen beim RE6 ab Düsseldorf HBF, der pünktlich um 13:54 Uhr losfuhr und dann nach ca. 400 Metern stoppte. Stand ein bisschen schräg in Fahrtrichtung und befand sich tatsächlich auf dem Beginn der Fahrrampe nach Wuppertal, was natürlich falsch ist, da keine aus einem Lautsprecher flüsternde Stimme auf diese grundlegende Streckenänderung hingewiesen hatte. Und dem Lokführer, der bestimmt wie in der aktuellen DB-Werbung 110% gibt und zurückbekommt, war bei seiner aufklärende Aussage ein bisschen Sport anzuhören. Oder vielleicht auch Gewöhnung? Er ließ darauf den Zug zurückrollen und so stand man wieder am Bahnsteig. Das war ein bisschen wie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ .
Auf jeden Fall verpasste ich meinen Anschlusszug und vertrat mir meine Füße auf dem kalten Essener Bahnhof. Im Fenster des Zeitungsladen war auf einer Wand die Zeitschrift „Flow“ mit einem Zitat von Gottfried Keller „Die Ruhe zieht das Leben an“ ausgestellt. Ja, das ist es. So ging es dem Fahrdienstleiter in Düsseldorf auch. Ach, die Weiche umstellen – voraus gefahren war vom selben Gleis der RR4 Richtung Wuppertal 10 Minuten zuvor – das kann ich auch noch gleich und im Kopf von „Flow“ auf der Covervorderseite findet sich die vielsagende Formulierung: „Eine Zeitschrift ohne Eile, über kleines Glück und das einfache Leben“ … und nicht das Wort Betriebsablauf. Aber – immerhin – es fuhr ein Zug.