Berühren oder beeindrucken – das ist die Frage, die auf „Things We Like To Hear“, dem fünften Album des Trios zählt. Posaunist Nils Wogram, Drummer Dejan Terzić und Organist Arno Krijger machen es dem Hörer leicht. Mit einer verbindlichen Dub-Melodie starten sie entspannt in ein Album, dessen eingeschlagene Leichtigkeit sie auch in den folgenden acht Songs aufrecht erhalten. Sie lassen alles weg, was weggelassen werden kann und konzentrieren sich aufs Wesentliche. Wogram hat oft genug gezeigt, dass er komplexe Ideen umzusetzen weiß, aber jetzt schlägt er einen neuen Weg ein. Statt Abstraktion setzen die drei Musiker auf einfachere Strukturen, ohne jedoch banal zu werden, sowie auf unverstellte Emotionalität, die keiner Erklärung bedarf.
Bei allen Neuerungen trägt das Album aber immer noch unüberhörbar die Signatur von Nostalgia.
Als Wogram das Trio gründete, ergab die Summe aus Sound und Bandnamen einen bewussten Kontrapunkt zu den übrigen Projekten des Posaunisten, für die er teilweise sehr abstrakte Musik schreibt. Dabei geht Nostalgia schon immer einen anderen Weg: zurück zum swingenden und groovenden Jazzgefühl der 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts. Die Inspiration durch traditionelle Musikstile lässt Wogram mit dieser Band einen zeitgenössischen und persönlichen Stil kreieren, der eine permanente Gratwanderung zwischen nostalgischem Retro-Sound und neugierigem Austesten des eigenen Klanggebildes ist.
Damit kehrt Wogram immer wieder zu einem sehr physischem Klangempfinden zurück. Er zieht die Kraft direkt aus dem Boden und gibt sie über sein Instrument und den gesamten Bandsound mit viel Charakter und Seele wieder an die Atmosphäre ab.
Aber im Gegensatz zu den früheren Alben des Trios stellt Wogram auf „Things We Like To Hear“ nicht mehr die Frage, woher kommen wir, sondern aus der Perspektive der Gegenwart: Was gilt es aus der Vergangenheit zu bewahren? „Die zeitlosen Komponenten von Jazz sind für mich Spontaneität und Improvisation. Und je einfacher die Strukturen sind, desto spontaner lässt sich darüber improvisieren.“
Er selbst ist indes weder als Musiker noch als Privatmensch ein Nostalgiker, und das trifft auch auf seine beiden Kompagnons zu. Alle drei leben im Hier und Jetzt und wollen daran teilhaben, die Musik weiterzuentwickeln. Dafür braucht Wogram keine Überschrift. Er entzieht sich allen Reflexen und Erwartungen, will weder provozieren noch bewahren, sondern bringt einzig zu Gehör, wonach es ihn und seinen Mitspielern selbst verlangt. Manche Melodien auf „Things We Like To Hear“ fangen einfach Stimmungen ein, andere fordern zum Bewegen oder Mitsummen auf, wieder andere erinnern vielleicht an einen guten, alten Film Noir. Sein Ziel besteht darin, Intellekt und Körper zusammenzubringen. „Things We Like To Hear“ ist der nächste Schritt in diese Richtung.
Und damit genug der Worte. Diese Musik will nicht erklärt, sondern gehört werden. Nils Wogram ist ein Musiker, der die Ohren offenhält und die Welt mir dem Horn so einfängt, wie sie ist. Mit Nostalgia geht er einmal mehr über Start, nicht weil er ganz von vorn anfangen wollte, sondern weil alles Gesagte gesagt ist und damit keiner Wiederholung bedarf.
Besetzung:
Nils Wogram, Posaune
Arno Krijger, Hammond B3
Dejan Terzic, Schlagzeug
20.10.2019, 16:00 Uhr
QQTec, Museumshalle
Forststr.73
40721 Hilden
Tel.: +49 (0) 172 2 00 84 95
info@qqtec.de
Eintritt 20 Euro/ Vorverkauf 18 Euro, inklusive 1 Freigetränk
Tickets unter www.neanderticket.de/ und an der Tageskasse.