Die Welt der Ordnungskreise

Harmonie, Vollendung, Reinheit – es ist das wonach wir streben, nicht nur auf individueller Ebene; und zur Vollendung dieses Zustandes begibt man sich in bestimmte, in der Regel weißgekachelte Räume, stellt sich als Mann vor eine Apparatur, entblösst sich und gibt sich seinen Gefühlen hin. Denn diese Form von Loslassen ist ein urmenschliches, individuelles Bedürfnis und gleichzeitig eine körperliche Reinigungsfunktion.

Seit neuestem wird aber die individuelle Katharsis immer mehr und häufiger unterbrochen. Denn mein Gegenüber, die Wand, versucht mit mir über sembiotische Zeichensysteme Kontakt aufzunehmen, widerspricht gar meinem Wunsch nach individuellem Loslassen und Vollendung und so steht etwas bunt vor meinen Augen und ich kann mich diesem Anpreisungsgewitter eines neuen Ordnungsystems kaum entziehen. Da ist die Rede von Sechskant, Tri-Lobe, Achtkant, d.h. das sind mechanische Schraubsysteme, die mein Hirn nicht zu verorten weiss, bis es auf das Wort Implantat oder Dental stösst.

Das ist jetzt wirklich gut mitgedacht. Denn diese Werbemenschen haben Mitleid mit mir und haben natürlich Recht, weil ich im Loslassen hier in diesem Raum etwas verliere,also etwas von mir gebe. Reden mit mir gewissermassen von einer verlorenen Mitte und möchten diese aus einer Art Mutterinstinkt heraus in mir wieder herstellen.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen