Schön übersichtlich alles, immer an der Hand, immer kontrollierbar. So könnte man gewissermaßen diese Schilderinstallation kurz und knapp umschreiben, die aber keine an sich ist. Denn das Untere ist längst abgeräumt und das Obere steht wahrscheinlich bis zum Ende seiner Tage und beschreibt unbewusst und metaphorisch ein Stimmungsbild in diesem, unseren Lande, das derzeit vom Verschwinden von Akzeptanzräumen jeglicher Art geprägt wird. Denn Documenta, das war einmal. Jetzt hat der Kleinbürger die Veranstaltung gekapert und die SPD auch. Denn vor einigen Tagen verschwand ganz heimlich still und leise das Kunstwerk von Olu Oguibe unter atemberaubenden Umständen – abgebaut am Tag der Deutschen Einheit. So ist das mit Symbolen und Traditionen, die sich totlaufen, wenn irgendjemand laut schreit und keiner sich findet über den Tellerrand hinaus zuschauen oder laut mal über den eigenen Unsinn zu lachen. Ich mutmaße mal, das das Kunstwerk stehen geblieben wäre mit den ersten Zeilen des Johannesevangeliums „Am Anfang war das Wort“. Was auch eine Verheißung ist. Aber unpolitischer und metaphorischer. Jetzt hat aber Kassel Erfahrung im kulturellen Raubbau. Und kann weitermachen mit diesem. Es gibt viel zu tun. Auch wenn es vollmundig auf den Internetseiten noch heißt: „Der öffentliche Raum der Stadt Kassel unterscheidet sich von dem anderer Städte durch seine Besetzung mit hochkarätigen Außenobjekten aus der documenta-Vergangenheit.“ Denkste! Zufällig fand ich heute einen Artikel, der genau das Gegenteil beschreibt: „Wo sich einst Turbinen drehten, wird heute große Kunst gefeiert: Die Tate Modern ist eines der wichtigsten Museen der Welt. Weil es furchtlos mit Traditionen bricht.“ Wie wäre es analog mit einer neuen Stadt für die documenta?