Fools on the hill

Nach einer nur sehr kleinen Parallele zum letzten Jahr (auch 2016 gab es etwas Regen) habe ich lange nachgedacht, wie ich diesen Blogartikel beginnen lassen könnte. Da ich gerade aus Kassel von der documenta mit ihrem Motto „Lernen von Athen“ komme, ließe sich daraus sinngemäß machen „Lernen von Woodstock“, oder? Und das hieße pragmatisch auf Herzberg 2017 übertragen: Schlammbewältigung – etwa auf die kreative Art und Weise des Schöpfenden wie sie im Koran in der Sure 15:26 und auf obigen Bild zu finden ist: „Und wahrlich, Wir haben den Menschen erschaffen aus trockenem, tönendem Lehm, aus schwarzem, zu Gestalt gebildetem Schlamm.“ Das aber ist ein Parallelsystem – eine Ausflucht ins Schöngeistige – das eigentliche heißt natürlich Woodstock und gehört zu den großen Mythen der Kulturgesellschaft nach dem Mythosbegriff des französischen Poststrukturalisten und Semiotikers Roland Barthes. Ist ein magisches Objekt, ein humanisiertes Artefakt, eine Wunder der Form – wenn es nicht regnet. Und dann? Dann kommt vielleicht eine Art doppelter Boden ins Spiel in Form des Festivalmottos 2017. Denn „Fools on the Hill“ generiert einen unendlichen Freiheitsbegriff – für Besucher und ggfs. auch für den Veranstalter. „Alle die ihr zum Herzberch kommt. Tragt eure Verrücktheiten sichtbar. Habt den Mut ein ‚Fool‘ zu sein. Egal was die Anderen denken. Hier auf dem Herzberch löst sich alles auf wundersame Weise auf.“  Aber funktioniert das wirklich? Dann wabbert nämlich ein riesiger Haufen einsamer Atome nur vor sich hin und sucht Parkplätze, Busfahrpläne und andere Alternativen. Wissend, das das „richtiges Essen besteht aus komplexen Kohlenhydraten (Zucker, Weißmehl pfui) und pflanzlichen Proteinen, Hanfpulver, Reis-Shakes (Eier sind zu fett), dazu möglichst rohes Obst und Gemüse. Jeden Tag zwei Liter Wasser! Und die Atmumg nicht vergessen. Bleiben Sie ganz bei sich und klinken sie sich ein in den von Yogalehrerinnen global synchronisierten Rhythmus: langsam ein, ganz tief aus“ wie die Wochenzeitung „Die Zeit“ vor einigen Wochen schrieb. Ja, so wird es wohl sein. Und ich Fool – und Mensch und Atom – bin endlich mit mir im Reinen nachdem ich dieses geschrieben habe. Aber auch – weil am letzten Tag ihrer Lebensdauer meine Sandalen noch einmal ihr Bestes gaben. Denn sie schenkten mir durch ihre durchgelaufenen Sohlen das Gefühl des angetrockneten aber noch unendlich weichen und vielleicht auch etwas kosmischen Festivalschlamms und Patti Smith zitierte aus den Gedichten von Arsenii Tarkowski den Text „The Second Stop Is Jupiter“.

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