2008, als dieses Foto entstand, gab es noch kaum Fotohandys und die wenigen waren nicht wirklich brauchbar. Sonst wäre das Foto hier aus praktischen Gründen wahrscheinlich mit Hilfe und Unterstützung von Android und MacOS entstanden und der zugrunde liegende Widerspruch hätte nicht größer sein können. Denn mit einem Instrument des Überwachungskapitalimus halte ich einen zarten und kreativen Widerstand fest, der dann bestimmt in die Cloud geht. Klingt kompliziert. Ist es aber nicht. Denn wir haben die Mechanismus längst komplett verinnerlicht. Lehren und arbeiten mit Optimierungstechniken um noch besser und schneller und effektiver zu sein. Und dann um die vermeintliche Herrschaft über das Errungene nicht zu verlieren. Im Falle von Instagram läßt sich das auf eine äußerst bedrohliche Schlagzeile bringen: „Die Angst des Egos vor dem Algorithmus„. Aral Balkan, französischer Entwickler und Web-Designer, bezeichnet das Gesellschaftsmodell, in dem wir heute leben, als Corporatocracy; eine Feudalherrschaft von Unternehmen.
Das Geschäftsmodell des Überwachungskapitalismus – das Geschäftsmodell von Google, Facebook und dem Rest des Silicon Valley – ist es, Menschen zu Geld zu machen. Wir alle wissen, dass diese Unternehmen riesige Serverfarmen betreiben. Aber haben Sie sich jemals gefragt, wen sie da eigentlich melken? (…) Das hochmoderne System der Kolonialisierung und Verpachtung, das von einer neuen East India Company namens Silicon Valley betrieben wird, ist nicht so unklug und unvorsichtig, Menschen in physische Zellen zu sperren. Die Unternehmen wollen nicht Ihren Körper besitzen, sie sind zufrieden mit Ihrem Datenklon, Ihrer Simulation. Und trotzdem: Je präziser die Daten sind, die sie über Sie haben, desto lebensechter ist Ihre Simulation und desto näher kommen die Konzerne dem Zustand, Sie zu besitzen. (…) Wir befinden uns in einem neokolonialen Zeitalter, das geprägt ist von der Macht multinationaler Konzerne. Digitaler Imperialismus, wenn Sie so wollen. (…) Das Problem hier ist nicht die Technologie. Wir haben ein Kapitalismus-Problem.
Recht hat er! Und Dave Eggers hat diese Thematik in seinem Roman „The Circle“ schon vor ein paar Jahren geschildert.